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Heizen - Lüften

Ökologische und wirtschaftliche Bedeutung des Themas

Kein Zweifel: Wir sind eifrige Kämpfer für den Schutz unserer Umwelt. Andererseits leiden wir alle unter der relativen Knappheit der Mittel, die gerade bei Mietern sehr leicht eine absolute wird. Da ist es dann ein Trost, wenn wir uns darauf berufen, dass andere die Umwelt viel mehr belasten, z.B. die Kraftwerke und Fabriken. Nun ist es aber leider so, dass auch Kleinvieh Mist macht, und wer wird schon zweifeln, dass wir Mieter unter diese Spezies fallen. Gesucht sind also Möglichkeiten, die es uns erlauben, Geld einzusparen und gleichzeitig unsere umweltpolitische Gemeinnützigkeit unter Beweis zu stellen. Natürlich wissen wir, dass die Winter nicht mehr das sind, was sie früher angeblich waren, nämlich kalt. Ähnliches gilt, glaubt man den Älteren, aber auch für die Sommer, nur dass die halt nicht mehr so sonnig und warm sind. Damit gleicht sich alles wieder aus und wir Deutsche müssen wie gehabt etwa die Hälfte des Jahres heizen. Dabei geht nun allerhand Kohlendioxid in die Luft - nach Angaben des Mietervereins München kommen auf die rund 675.000 Wohnungen in dieser Stadt bis zu vier Tonnen von diesem Giftgas.

Folgt man Experten, so ist das mindestens ein Drittel zu viel, d.h. es gibt erhebliche Einsparungspotenziale. Nicht alles liegt dabei am Mieter. Vielfach sind die Heizungsanlagen veraltet oder die Fenster undicht. Es bleibt aber auch noch Einiges für den Mieter, vor allem, wenn die Heizung modern ist und sich durch Thermostate regulieren lässt, die heute nach dem Gesetz an jedem Heizkörper anzubringen sind. Wie muss man nun heizen, um die Kosten zu sparen?

Regeln für angemessene Temperatur

Zunächst ein Wort zur Temperatur. Eine allgemein verbindliche Regelung gibt es nicht, dürfte angesichts individueller Empfindlichkeiten auch unsinnig sein. Gewisse Rahmen werden aber von der Rechtsprechung dem Vermieter vorgegeben. Als Faustregel gelten etwa 20 bis 22 Grad in allen Wohnräumen, zumindest während der Tageszeit, also ab 6 Uhr bis ca. 23 Uhr. Nun muss man als Mieter nicht unbedingt jeden Raum auf diese Temperatur bringen, im Schlafzimmer genügen sicherlich 17 bis 18 Grad, auch im Arbeitszimmer oder in selten benutzen Räumen kann man darunter oder zumindest an der Untergrenze bleiben.

Diese Richtwerte gelten natürlich nur tagsüber und wenn man zu Hause ist. Bei Abwesenheit oder in der Nacht kann man die Heizung soweit herunterfahren, dass eine Mindesttemperatur von ca. 12 bis 15 Grad bleibt. Man sollte mit dem Einsparen hier nicht übertreiben, da sich sonst Probleme mit der Luftfeuchtigkeit auftreten (vgl. dazu unten: Lüften) und das Aufheizen eines völlig unterkühlten Raumes teuerer kommt als die Erhaltung einer gemäßigten Temperatur.

Wirtschaftlicher Einsatz der Heizung

Wie erreicht man nun diese Temperaturen durch einen effizienten und rationellen, kurz gesagt sparsamen Einsatz der Heizung?

  • Die gewünschte Temperatur sollte nicht "auf Vorrat bestellt" werden, sondern nur, wenn man sie wirklich braucht. Will man zum Beispiel am frühen Morgen das Bad auf ca. 22 Grad haben, muss man den Thermostat nicht unbedingt schon am Abend auf diese Temperatur einstellen. Die modernen Heizkörper erwärmen schnell einen Raum, auf dessen Größe sie ja ausgerichtet sind.
  • Die Ausstrahlung der Wärme sollte nicht behindert werden, etwa durch Vorhänge oder Mobiliar. Muss man unbedingt eine Couch oder ein Sideboard vor den Heizkörper stellen, so ist zumindest ein Abstand einzuhalten.
  • Rollläden und Vorhänge sollten in der Nacht heruntergelassen bzw. zugezogen werden.
  • Die Fenster sind bei laufender Heizung geschlossen zu halten, da es eine völlige Verschwendung ist, sie zu kippen (vgl. dazu unten: Lüftung).
  • Wünscht man unterschiedliche Temperaturen in den einzelnen Räumen, so sollte man die Türen immer geschlossen halten - also nie einen anderen Raum "mitheizen".
  • Wenn man lüftet, sollte die Heizung abgedreht werden, da sie in Folge der Abkühlung sinnlos zu Höchstleistungen angespornt würde.

Damit sind wir aber nun bei dem 2. Punkt unseres Themas - dem Lüften. Leicht könnte der Eindruck entstehen, dass sich richtiges Heizen und sachgemäßes Lüften ausschließen. Schließlich wird es in der Wohnung kalt, wenn man die Fenster öffnet.

Problem der Luftfeuchtigkeit

Menschen, die zu viel Geld haben und Mangels anderer Ideen dieses verheizen, müssen weniger lüften. Dies hängt mit einem physikalischen Gesetz zusammen, das natürlich jeder kennt und an das hier nur der Vollständigkeit halber erinnert wird. Luft bindet Wasser, wie viel hängt von der Lufttemperatur ab, d.h. konkret, je wärmer die Luft, um so mehr Wasser kann sie binden. In der Wohnung bedeutet dies, dass Feuchtigkeit, die nicht von der Luft absorbiert wird, an den Fenstern als Kondenswasser in Erscheinung tritt und sich an den Wänden niederlässt, was zu einer Schimmelbildung führen kann. Je Wärmer die Luft, umso weniger Schimmel. Da hatten es unsere Großeltern besser. Das Heizmaterial war billiger und wenn man arm war, hatte man eine Wohnung, die man zwar nicht besonders heizen konnte, die aber zum Ausgleich mit schlechten Fenstern ausgestattet war, durch welche ein ständiger Luftaustausch möglich wurde, was die Luftfeuchtigkeit gering hielt. Mit unseren modernen Fenstern halten wir zwar die Wärme, aber wegen der Kosten müssen wir sie auf einen mittleren Pegel einstellen, welcher immer noch genug Feuchtigkeit für die Wände entstehen lässt, und so muss man sich ab und zu überwinden, durch Öffnen der Fenster die kalte Luft hereinzulassen, damit durch den Austausch die feuchte Luft aus dem Zimmer gelangt und durch trockenere ersetzt wird.

Dieses Lüftgebot gilt übrigens auch, wenn es regnet. Da mag man sich dann fragen, woher kommt eigentlich die Feuchtigkeit im Zimmer, wenn nicht von außen.

Feuchtigkeit im Zimmer

Es gibt viele Möglichkeiten für die Entwicklung von Feuchtigkeit. Eine Ursache kann in Baumängeln oder bei Neubauten in Restfeuchtigkeit liegen. Dann ist in der Regel für aufkommende Schäden der Vermieter zuständig. Allerdings hat auch in diesen Fällen der

Sieht man von solchen außerordentlichen Fällen ab, so bleibt genug "Alltagsfeuchtigkeit", um die wir nicht herum kommen. Wichtigste Verursacher sind wir Menschen selbst. Das beginnt schon mit dem unvermeidlichen Atmen. Durch seine Atemluft erzeugt der Mensch ca. 2 Liter Wasser am Tag. Ein gewöhnliches Ehepaar, welches ganz friedlich nebeneinander schläft, stößt also in einer Nacht allein durch ruhiges Schnaufen einen Liter Wasser aus. Dabei sind die beiden noch nicht einmal ins Schwitzen gekommen. Nehmen wir an, das Schlafzimmer hat bei einer Höhe von 2,30 m und einer Grundfläche von 14 m2 einen Kubikraum von 32,2 m3 und die Ehepartner haben sich auf eine Temperatur von 17 Grad geeinigt, bei welcher die Luft ca. 15 g pro m3 aufnehmen kann, so bleiben noch ca. 517 g Feuchtigkeit für die Wände. Aber nicht nur im Schlafzimmer wird es feucht, auch in den anderen Räumen. Und weil ja die Atemluft noch nicht genügt, erzeugt der moderne Mensch z. B. durch Kochen und Waschen noch genügend Feuchtigkeit für Pilzkulturen an der Wand. Da hilft nur Eines: Fenster auf und lüften. Fragt sich halt nur, wie oft, wann und in welchem Ausmaß.

Lüften

Das Zauberwort heißt "Stoßlüftung". Dabei werden die Fenster für ca. 10 Minuten weit geöffnet, so dass frische Luft eindringen und gesättigte Luft entweichen kann. Anschließend dreht man die Heizung wieder auf und die Luft erwärmt sich, so dass sie wieder Feuchtigkeit aufnehmen kann, bis sie erneut gesättigt ist. Folgt man Fachleuten, so sollte dieser Vorgang alle zwei bis drei Stunden wiederholt werden. Die reden sich natürlich leicht. Wer wacht schon alle drei Stunden auf und welcher Chef würde es seinem Angestellten erlauben, alle drei Stunden heim zu fahren um zu lüften? Und immerhin hat das Landgericht Neukölln die Auffassung vertreten, dass man schließlich keine "bauphysikalische Versuchseinrichtung, sondern eine Wohnung" angemietet hat. Schon wegen seines Landgerichts kann man als Regensburger auf die Neuköllner neidisch werden.

Man muss also das bauphysikalisch Wünschenswerte mit dem alltäglich Möglichen in Einklang bringen. Es darf aber kein Zweifel bestehen, dass der Mieter alles im Rahmen seiner Möglichkeiten Liegende tun muss, um Schaden zu verhindern. So ist auf jeden Fall eine 10- bis 15-minütige Stoßlüftung am Morgen und am Abend zumutbar, bei Mietern, die den ganzen Tag zu Hause sind kann man wohl mindestens vier mal am Tag eine gründliche Lüftung verlangen, sie sorgen ja auch durch ihre Anwesenheit für mehr Feuchtigkeit. In Räumen, in denen eine größere Feuchtigkeitsbildung entsteht und wo man sie ja auch in der Regel bemerkt, wie z. B. Küche und Bad, sollte immer dafür gesorgt werden, dass der Wasserdunst entweichen kann, allerdings nicht in andere Räume, sondern durch das Fenster. Daher sind auch die Türen geschlossen zu halten. Selbstverständlich sollten Räume, in denen man die Wäsche trocknet, gut nach außen belüftet werden. In allen diesen Fällen wird ja der Verursacher anwesend sein und für die Lüftung sorgen können.

Nach Ansicht von Fachleuten, welche sich auf entsprechende Untersuchungen stützen, kann eine Kippstellung des Fensters die Wirkung einer Stoßlüftung nicht ersetzen. Wenn man das Kippen auch noch mit dem Heizen kombiniert, ist dies lediglich als eine Energieverschwendung zu sehen.

Zusammenfassend kann man also festhalten:

Heizen und Lüften ergänzen sich und sind bei sinnvoller Handhabung dazu geeignet, Kosten zu sparen, Schaden abzuwenden und gleichzeitig die Umwelt zu schonen. Beruhigend für den Mieter ist dabei, dass er nicht zu einem Umwelt- und Raumfeuchtigkeitsingenieur werden muss, sondern sein Verhalten in zumutbarer Weise zu steuern hat. Man muss sich im tiefsten Winter nicht alle drei Stunden warm einpacken um eine bauphysikalisch wünschenswerte Stoßlüftung durchzuführen und auf jeden Fall kann der Mieter erwarten, dass die bauphysikalische Gestaltung seiner Wohnung ein Wohnverhalten erträgt, welches dem Standard eines durchschnittlich zivilisierten Mieters entspricht.

(aus: Mieterzeitung Nr. 19/2003)

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